„Gimme some music!“ – das haben sich Fans der Musik-Leistungskurskonzerte der Wetzlarer Goetheschule in den vergangenen zwei Jahren mehr als einmal gewünscht. Nachdem die Veranstaltungen zuletzt Corona-bedingt ausfallen mussten, wurden die Wünsche am vergangenen Mittwoch und Donnerstag endlich erhört: An zwei Abenden gingen die Konzerte in der Aula der neuen Goetheschule über die Bühne: Live und vor Publikum! |
Dabei wurde den insgesamt über 500 Zuschauern eines schnell klar: Trotz zwei Jahren Corona-Beschränkungen, erschwerten Probenbedingungen oder Sing-Verboten, war es den Schülerinnen und Schülern der Musikleistungskurse gemeinsam mit ihren Lehrkräften Irene Bauer-Weitz und Christian Stöhr erneut gelungen, ein abwechslungsreiches und unterhaltsames Programm auf die Bühne zu bringen.
Dazu trug zunächst das Moderatoren-Duo, bestehend aus Merle Meier und Erik Wohlert, bei. In selbst verfassten, humorvollen Moderationen kündigten sie die verschiedenen Programmpunkte an und lieferten Hintergrundinformationen, etwa zu den Umständen der Entstehung der Stücke. Dabei harmonierten die beiden nicht nur ausgezeichnet, sondern bewiesen auch schauspielerisches Talent.
Das Programm selbst bot eine vielfältige Mischung aus Klassik, Pop, Klezmer und szenischen Darbietungen. Ein Großteil der Stücke wurde dabei speziell für die Instrumentalbesetzungen der diesjährigen Leistungskurse arrangiert – meist von Simon Seibel, wie die beiden Moderatoren nicht ohne ein Schmunzeln mitteilten.
Klarinettenspiel auf allerhöchstem Niveau bot erneut „Jugend musiziert“-Gewinnerin Anna Matzen, die zeigte, dass sie sich mit ihrem Instrument in der Musik der Romantik ebenso zuhause fühlt wie im Klezmer. Weitere Solo-Auftritte hatten Merle Meier, die die Arie „O del mio dolce ardor“ aus der Oper „Paride et Elena“ vortrug, Fabian Ungewiß mit dem „Faschingsschwank aus Wien“ von Robert Schumann am Klavier, oder Lucia Schmid an der Querflöte mit Wilhelm Popps „Air bohémien russe“. Gesanglich beeindruckte auch Johanna Timmer, die – begleitet vom LK Stöhr – Roger Ciceros „Frauen regier’n die Welt“ präsentierte.
Einzelne Namen hervorzuheben würde der Gesamtleistung der beiden Musik-Leistungskurse jedoch nicht gerecht werden, denn es waren nicht zuletzt die Ensemble- und Gruppenauftritte, die das Publikum ein ums andere Mal begeisterten. Angefangen von „Golliwog’s Cakewalk“, den der LK Bauer-Weitz nicht nur am Klavier, sondern auch mit sogenannten Boomwhackern vortrug, über die verschiedenen modernen Pop- und Rockstücke – etwa das Elvis Presley und Chuck Berry-Medley „Elvis B. Goode“, oder „Time is running out“ von Muse – bis hin zur A-Capella Chorversion von Kat Frankies „Headed for the Reaper“.
Exzellentes Rhythmusgefühl bewies einmal mehr der LK Bauer-Weitz mit seiner von der Bühnenshow „Stomp“ inspirierten Basketball-Nummer. Richtig turbulent wurde es bei der „Fuge aus der Geographie“, welche der LK Stöhr nicht nur rhythmisch sondern auch szenisch überzeugend im Stile einer, zur Freude der Zuschauer ein wenig eskalierenden, Geographie-Stunde auf die Bühne brachte – Papierknöllchen-Schlacht inbegriffen!
Und dann erhielten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihren Teamgeist und ihre professionelle Einstellung unter Beweis zu stellen: Am Mittwochabend, pünktlich zur Pause, drohte die Technik der Veranstaltung einen Strich durch die Rechnung zu machen. Ein defektes Relais legte die gesamte Tontechnik der Aula lahm, verschiedene Lösungsversuche blieben erfolglos, das Konzert stand vor dem vorzeitigen Abbruch. Doch es brauchte nur kurze Absprache, bis Schülerinnen und Schüler beider Leistungskurse gemeinsam mit ihren Lehrkräften entschieden: der zweite Teil findet trotzdem statt – dann eben „unplugged“. Und auch wenn das zur Folge hatte, dass nicht jede Moderation oder jede Gesangstimme in der letzten Reihe noch kräftig zu hören war, so schmälerte das die Qualität in keiner Weise, hätte das Publikum auch bei verwendeter Tontechnik kaum begeisterter sein können.
Das wurde spätestens beim Finale deutlich. Ob „unplugged“ oder elektrisch verstärkt – abschließender Höhepunkt war einmal mehr das gemeinsame Chor-Medley beider Leistungskurse. Unter dem Motto „Gimme some music!“ bestand es diesmal aus verschiedenen Songs der Blues Brothers, gab den Konzerten den Titel – und wurde von einem Überraschungsgast angekündigt. Auf Wunsch der Schülerinnen und Schüler war der ehemalige Schulleiter Dr. Carsten Scherließ zurück an die Goetheschule gekehrt, um als Elwood Blues persönlich die abschließende Nummer anzusagen, ein Umstand, der ihn, wie er sagte, froh und stolz mache.
Es folgte ein turbulenter Mix aus tollem Gesang und jeder Menge Spielfreude, ein Wiederhören von Songs wie „Do you love me“, „Flip, flop and fly“ oder „Soul Man“ und – kaum überraschend – Zugabe und stehende Ovationen. Wohl jeder der anwesenden Gäste stimmte spätestens jetzt den Eingangsworten der kommissarischen Schulleiterin Annette Kerkemeyer zu: „Wir sind sehr dankbar, dass wir nach zwei Jahren endlich wieder an die Tradition der LK-Konzerte anknüpfen können.“