Ein Bericht des PoWi-LK Q1 zur Juniorwahl an der Goetheschule Thematische Überraschungen und ein bisschen Magie offenbarten sich während der Juniorwahl, die anlässlich der Bundestagswahl 2021 an der Goetheschule Wetzlar stattfand. Der PoWi-LK Q1 hatte die Gelegenheit, mit Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen Q1 und E1 zu sprechen und förderte interessante Ergebnisse zu Tage. |
Generation Z überrascht mit politischer Denkweise
Jugendliche unter 18 dürfen den Bundestag zwar noch nicht wählen, aber haben die Möglichkeit es bei der Juniorwahl 2021 schon mal zu erproben. In der Woche vom 20. bis 24. September hatten die Schüler und Schülerinnen der E1 und Q1 der Goetheschule die Gelegenheit, an der Juniorwahl teilzunehmen. Durch einige Gespräche hatten wir die Möglichkeit ihre Denkweisen zu einzelnen Parteien zu erfahren. Durch die Gespräche konnte man folgende, zum Teil auch überraschende Ergebnisse feststellen: Die Denkweise der Jugendlichen hat einige Erwachsene überrascht. Die Generation Z ist dafür bekannt, sich für den Klimawandel etc. einzusetzen. Gespräche zeigten jedoch, dass eine Vielzahl für die FDP und tendenziell mittig steht.
Wichtig war den jungen Wählern dabei, dass die Parteien auf Gleichberechtigung und Klimaschutz eingehen. Trotz dieser Erwartungen war für uns in den Gesprächen überraschend, dass nur die Minderheit der von uns Befragten die Grünen gewählt haben. Die Freie Demokratische Partei war in den Gesprächen für die Mehrheit eine bessere Option und somit eine der meist gewählten Parteien. Dies zeigte sich dann auch bei den Wahlergebnissen, bei denen an der Goetheschule die Grünen und die FDP mit Abstand die meisten Stimmen erhielten.
Erstaunliche Ergebnisse bei wichtigsten Schlagwörtern und bei der Drogenpolitik
Interessant waren die drei wichtigsten Schlagwörter für die Politik. Erstaunliche Ansichten wurden uns präsentiert, ganz oben auf der Liste standen der Klimaschutz und die Nachhaltigkeit bezüglich des Klimawandels. Generell stand dies bei allen Befragten entweder an erster oder zweiter Stelle. Worüber wir uns wunderten, war, dass viele das Thema Integrationspolitik genannt haben, und dies auch eines der wichtigsten Themen zu sein schien. Vor allem bei den Schülerinnen und Schülern der E-Phase schien das Thema Gleichberechtigung bzw. Diversität im Vordergrund zu stehen. Überraschend war auch, dass die Corona-Krise, trotz ihrer Aktualität, einen erstaunlich geringen Einfluss auf die Entscheidung der Schüler hatte.
Erstaunlich waren auch weitere Bereiche, welche den Jugendlichen in der Politik am wichtigsten sind. Viele erwähnten Wirtschaft, Geschwindigkeitsbegrenzungen, Tierschutz und Umweltschutz. Im Bereich Tierschutz und Umweltschutz bezogen sich die meisten auf den Klimaschutz, das Verbot von Tierversuchen und Massentierhaltung.
Im Bereich Geschwindigkeitsbegrenzung sagten viele, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung den Klimawandel nicht besonders verbessern würde. Dies würde daran liegen, dass man die Schwerpunkte an einer anderen Stelle setzen sollte. Ein Beispiel hierzu wäre die E-Mobilität, welche mehr unterstützt werden sollte.
Der letzte Bereich „Wirtschaft“ war auch ein sehr großes Thema. Durch die Coronapandemie erlitten wir eine nicht unübersehbare Wirtschaftskrise. Viele der Befragten erwähnten an diesem Punkt die Legalisierung von Drogen, welche die Wirtschaft durch Steuern und die generelle Geldeinnahme sehr unterstützen könnte. Hier war es den Befragten allerdings auch wichtig, dass das Wort Kontrolle sehr groß geschrieben werden muss. Denn wenn die Legalisierung durchgesetzt werden würde, sollte es dennoch unter starker Kontrolle geschehen, damit alles in gesunden Maßen passiert.
Die Magie der Juniorwahl und die Frage von Wählen ab 16
Die Juniorwahl ist für viele Schüler der erste Kontakt mit demokratischen Praktiken. Dinge, wie der Stimmzettel, über die sonst nur im Unterricht geredet wurden, können nun zum ersten Mal in der Hand gehalten werden. In den Interviews waren wir erstaunt, wie ernst Goetheschüler die Juniorwahl nehmen. Wir hatten das Glück, mit vielen Wählenden aus der E-Phase bis in die Q3 im und um das Wahllokal zu reden. Wir stellten die Frage: Nehmt ihr die Wahl ernst und seid ihr informiert? Viele Schüler werden bald zum ersten Mal Mitbestimmungsrecht bekommen.
Wie wir bereits erwartet haben, haben sich die meisten Schüler in der Schule hauptsächlich über den Wahl-O-Mat informiert. Erstaunlicherweise setzen sich einige Schüler auch Zuhause mit den Wahlen auseinander. Sie tauschen sich beispielsweise mit Freunden und Familie aus, informieren sich aber auch online über das Wahlprogramm der Parteien.
Auf die Frage, ob die Schüler mit 18 wählen gehen würden, haben alle Befragten mit „Ja“ geantwortet. Es ist ihnen wichtig, das Wahlrecht auszunutzen, zumal ihnen bewusst ist, dass man in anderen Ländern weniger politisches Mitspracherecht bekommt. Einige, die in den nächsten Monaten 18 werden, ärgern sich sehr darüber, dass sie dieses Jahr noch nicht wählen gehen dürfen.
Auch befragten wir sie, ob sie der Meinung sind, dass das Wahlrecht auf 16 Jahre herunter gesetzt werden sollte. Die Antworten waren ziemlich zwiegespalten, da 50% dafür und 50% dagegen sind. Diejenigen, die dafür gestimmt haben, nannten, dass die Jungen die Zukunft ausmachen, und deshalb auch wählen sollten, um ihre Meinung zu vertreten. Das Gegenargument war, dass sie noch nicht reif genug seien beziehungsweise sich noch nicht politisch engagieren möchten.
Doch bei der Wahlfrage kann man durchaus Skepsis anbringen: Werden all diese Leute zukünftig dieses Engagement beibehalten? Immerhin war die Wahl ein fester Bestandteil des Unterrichtes und Dinge wie der Wahlomat eine Hausaufgabe gewesen. Wie viele von diesen Leuten werden auch noch in 20 Jahren sonntags aufstehen und in die Turnhalle ihrer ehemaligen Grundschule fahren? Doch alles in allem muss man sagen hat die Juniorwahl ihren Zweck erfüllt. Den Schülern wurde erfolgreich der Ablauf einer Wahl demonstriert und es wurden die Grundlagen zur politischen Meinungsbildung gelegt. Was wir am Ende des Tages mit unserem wertvollen Wahlrecht machen, liegt in der Hand jedes Einzelnen.
Bericht mit Beiträgen von Gülbeyas Atmaca, Jessica Belenko, Elisabeth Gerber, Georgios Giannikostas, Vicktoria Groh, Jan Großmann, Shelby-Anne Karen, Melis Kocaman, Paul Mähler, Victor Oels, Luna Panzner, Finn Pilz, Louisa Rixen, Juliette Schultheis, Maxi Schwedes, Lara Steenbeck, Jakob Steinbach und Luara Vanderlinde Teusch
Redaktion: Mathias Fich
Fotos: Rita Schneider-Cartocci, Frank Stühler