Am Ende hielt es niemanden mehr auf den Sitzen: 550 Zuschauer an zwei Abenden waren restlos begeistert von dem, was sie in den vorangegangenen zweieinhalb Stunden in der Aula der Wetzlarer Goetheschule erlebt hatten. Hierher hatten die Schüler und Lehrer der Musikleistungskurse an Hessens größtem Oberstufengymnasium zu ihren traditionellen Konzerten eingeladen. Das diesjährige Motto „Alexa: Spiel Westernland“ verwies auf die Vielfalt der musikalischen Beiträge, die von Westernmusik über romantische Stücke bis hin zu den „Ärzten“ reichte. |
In seiner Begrüßung der Gäste erklärte Schulleiter Dr. Carsten Scherließ seine alljährliche Vorfreude auf die Konzerte: So seien diese stets ein Fest der ganzen Schulgemeinde, bei der nicht nur Schüler, Eltern und Lehrer zusammenkommen, sondern auch zahlreiche Ehemalige den Weg zurück an ihre einstige Schule finden. Als einmalig bezeichnete Scherließ das Format, das an der Goetheschule schon seit langen einen festen Platz hat: Nicht die Lehrer geben das Programm vor - vielmehr überlegen Schüler und Lehrer gemeinsam in einem langen Prozess, was zur Aufführung kommt. Dabei entstehen stets auch Ideen zu neuen Interpretationen und Arrangements bekannter Stücke. Dies, so Scherließ, sei für alle Beteiligten sehr arbeitsintensiv aber stets außerordentlich lohnenswert.
Der dritte Aspekt, den der Schulleiter hervorhob, war die Vielfalt und das hohe qualitative Niveau der Beiträge. Davon konnten sich auch in diesem Jahr die Besucher im Verlaufe des Abends überzeugen. So beeindruckten die Schüler mit der meisterhaften Beherrschung ihrer Instrumente etwa bei den Klavierstücken „Toccata“ von Aram Khatchaturian, „Jupiter“ von Gustav Holst oder dem Klezmer-Stück Freilach Dance. Dass sie dem stimmlich in nichts nachstehen, bewiesen einmal mehr die verschiedenen Chorversionen überwiegend populärer Songs, so etwa „Mister Sandman“ der Chordettes oder das Medley „ABBA Forever“, das einige der bekanntesten Melodien der schwedischen Pop-Giganten kombinierte. Begeistert zeigte sich das Publikum auch von „Shake it out“, bekannt aus der Fernsehserie Glee.
Verbunden durch die gleichermaßen humorvollen und informativen Moderationen von Sina Dietrich und Sebastian Dörr, gelang es den Goetheschülern problemlos, die Pop-Ballade „Wohin willst Du?“ von LEA, das Alternative Metal Stück „Forever and Always“ der Band „Bullet for my Valentine“ und die Blasmusik-Polka „Jeder Tag bringt neue Hoffnung“ in ein Konzert-Programm zu packen. Und dass die Schüler nicht nur hervorragende musikalische Individualisten sind, sondern auch gemeinsam beeindruckend musizieren, zeigten die Leistungskurse, wenn sie als Orchester auftraten. So präsentierte die Tutorengruppe (TG) von Christian Stöhr ihre Version des Morricone-Klassikers „Spiel mir das Lied vom Tod“, während der LK von Irene Bauer-Weitz die aus dem Computerspiel Tetris bekannte Melodie auf die Bühne brachten.
Wobei nicht nur dieser Beitrag die Kreativität der Schüler zeigte: So hatten Schüler der TG Stöhr beschlossen, tatkräftig unterstützt von ihrem Lehrer, ein eigenes Instrument zu bauen. Das Ergebnis war ein „Tubulum“, wie es die Blue Man Group bekannt gemacht hat – allerdings spielt diese, anders als die Goetheschüler, eher selten mit Hilfe von Kunststoff-Sandalen. Ungewöhnlich war auch der Beitrag „Silence“ von John Cage, einem der bedeutendsten experimentellen Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Finale des Konzertes war das traditionelle Chormedley aller LK Schüler, das in diesem Jahr dem Deutschrock gewidmet war. So klangen „Skandal im Sperrbezirk“, „Westerland“ oder „Musik nur wenn sie laut ist“ durch die Aula. Künstlern und Zuschauern sah man den Spaß und die Freude über den gelungenen Abend dabei gleichermaßen an – selbstredend, dass dieser nicht ohne Zugab endete.