Außergewöhnliche Zeugnisverleihung in Zeiten von Corona

Diesmal war alles anders: Kontaktbeschränkungen, Hygienevorschriften, Abstandsregeln. Die weiterhin bestehende Corona-Situation machte eine Abiturzeugnisverleihung im gewohnten Rahmen einer Großveranstaltung in der Wetzlarer Stadthalle in diesem Jahr unmöglich.


 

Dennoch war es der ausdrückliche Wunsch der Goetheschule, auch die diesjährigen Abiturienten gebührend zu verabschieden, statt Abschlusszeugnisse schlicht per Post zuzusenden. Daher hatte sich die Schulleitung um Dr. Carsten Scherließ bereits seit den Osterferien Gedanken über ein mögliches Szenario gemacht und schließlich eine ungewöhnliche Lösung gefunden: Statt alle Abiturienten gemeinsam zu verabschieden, wurden die Tutorengruppen auf insgesamt elf Termine von Mittwoch, 24. Juni, bis Samstag, 27. Juni, aufgeteilt. Und da bei Freiluft-Veranstaltungen das Infektionsrisiko geringer ist, wählte man als Schauplatz die Grünfläche hinter dem Schulgebäude am Standort Bergstraße. Erfreulicher Weise spielte auch das Wetter weitgehend mit, lediglich die fünf Veranstaltungen am Samstag mussten in die Turnhalle verlegt werden.

In sommerlich-idyllischem Ambiente konnte Schulleiter Carsten Scherließ somit über 300 Abiturienten in einen neuen Lebensabschnitt verabschieden. Der Notendurchschnitt lag dabei bei bemerkenswerten 2,38. Besonders beachtlich schnitten diesmal gleich zehn Abiturienten und Abiturientinnen des Wetzlarer Oberstufengymnasiums ab: Nele Finnia Peters, Max Uellenberg, Jasmin Roos, Laura Isabel Aranega Alfonso, Marie Sophie Joppich, Luisa Bischof, Rieke Schindler, Luca Steven Delli Castelli, Luca Bender und Aymeric Bauer schafften trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – der Corona-Krise die Traumnote 1,0. Das, so betonte Scherließ, habe es in der Geschichte der Goetheschule noch nie gegeben. Der Schulleiter ergänzte jedoch: „Aber egal, ob Sie mit 1,0 oder 3,9 Ihr Abitur oder Ihre Fachhochschulreife bestanden haben: Sie können und sollen darauf stolz sein.“

In seiner Rede blickte Scherließ nicht nur auf die vergangenen Prüfungswochen zurück, sondern erinnerte auch an die zurückliegenden drei Jahre, die die Abiturienten an der Goetheschule verbrachten. Diese seien eine überaus wichtige und spannende Zeit gewesen, in der sich die Goetheschule in hohem Maße weiterentwickelt habe. Der Schulleiter wies darauf hin, dass der Abiturjahrgang 2020 der letzte sei, der die alte Goetheschule noch kennen gelernt hat und erinnerte in diesem Zusammenhang an das „Danke, altes Haus“-Abschiedsfest mit 5000 Besuchern im vorletzten Sommer. Es folgte der Umzug ins neue Gebäude, was für alle Beteiligten Herausforderungen bedeutete. Deshalb dankte Scherließ den Schülerinnen und Schülern für deren Geduld und „beeindruckende Gelassenheit“, mit der sie allen Schwierigkeiten begegneten.

Natürlich erwähnte der Direktor auch an die letzten Monate, die neben dem Abitur vor allem von Corona geprägt waren: Lockdown, Unsicherheit wie und ob Prüfungen stattfinden könnten, Hygienevorschriften und tägliche Gerüchte über angebliche Infektionen hielten die Schulgemeinde in Atem. Eine derartige Situation lasse sich auch an einer Schule nur gemeinsam bewältigen, sagte Scherließ und verwies auf eine Stärke der Wetzlarer Goetheschule: das Miteinander der gesamten Schulgemeinde. Den Abiturienten dankte er für ihre „Gelassenheit und Ernsthaftigkeit“, die sie beim Umgang mit der Situation gezeigt hätten.

Der Dank des Schulleiters galt aber auch den Eltern, die versuchten in den vergangenen Jahren ihre Söhne und Töchter bestmöglich zu unterstützen und zu begleiten. Ebenso dankte er dem engagierten Kollegium und dem Schulleitungsteam, dass unter anderem das Pensum von über 600 mündlichen Prüfungen zu bewältigen hatte.

In Anlehnung an den Namensgeber der Goetheschule gab Scherließ den Abiturienten noch drei Wünsche mit auf den Weg: Sich von der Schönheit und Faszination der Welt immer wieder begeistern zu lassen, selbstbewusst und bescheiden zugleich zu sein und das Leben zu genießen. In Anlehnung an den letzten Wunsch und passend zu den hochsommerlichen Temperaturen erhielt jeder Abgänger eine Probe der eigens für die Zeugnisverleihung von der Firma „Eiszeit“ zweier ehemaliger Goetheschüler produzierten Eiskreation „Goethes Liebe“.

Als Vertreter der Schüler richteten in diesem Jahr Victoria Groß, Casey Henze sowie wegen der zahlreichen Termine im Wechsel Jessica Streichert und Alyssa Riesen das Wort an die Gäste. Sie dankten den Eltern für die Unterstützung, dem Kollegium für Geduld und Engagement und den Schulkameraden für die gemeinsame Zeit. Man sei definitiv ein einzigartiger Jahrgang – und das nicht nur, weil man als erster Jahrgang der Goetheschule während einer Pandemie das Abitur ablegte. Die Vertreter der SV erinnerten an „drei Jahre voller legendärer Erlebnisse, neuer Freundschaften und manchmal anstrengendem Schulstoff. Drei Jahre, gefüllt mit Exkursionen und gemeinsamen TG-Fahrten, aber auch Lernstress und Zeitmangel. Drei Jahre, in denen wir viel gelacht, ein wenig geweint und gemeinsam viele Nächte durchgefeiert haben.“

Auch in diesem Jahr sorgten Mitglieder der Schulgemeinde für den musikalischen Rahmen der Abiturzeugnisverleihung. Das ungewöhnliche Format erlaubte es diesmal sogar den TGs oder Tutoren, sich auf der Bühne persönlich zu bedanken oder an die gemeinsame Zeit zu erinnern – was mitunter auch in Form eines Shantys geschah. Einmal mehr erhielten die Mitglieder der SV eine besondere Würdigung ihrer Arbeit. Ebenso wurden die besten Abiturienten in verschiedenen Fächern mit Urkunden und Preisen ausgezeichnet.    

So gelang es der Goetheschule auch in Zeiten schwierigster Umstände, den erfolgreichen Abiturienten die ihnen gebührende Anerkennung zukommen zu lassen. Am Ende der gelungenen Veranstaltungen standen die Worte des Schulleiters. Carsten Scherließ drückte seine Hoffnung aus, dass sich die Abgänger auch in Zukunft mit ihrer Schule verbunden fühlten – etwa durch den Ehemaligenverein. Zu einem Besuch seien sie ohnehin jederzeit auch im Neubau der Goetheschule willkommen. Scherließ schloss mit den Worten: „Liebe Abiturientinnen, liebe Abiturienten, es war schön, Ihr Schulleiter sein zu dürfen.

Ihnen allen die besten Glück- und Segenswünsche für Ihre Zukunft.

Machen Sie’s gut.“

 

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