Großes Fest zum Abschied von Dr. Carsten Scherließ Charismatischer Schulleiter, Motivator, Visionär – es waren Worte des Lobes und der Anerkennung, welche die Redner am vergangenen Dienstagabend in der Aula der Wetzlarer Goetheschule fanden. Gemeint war damit Dr. Carsten Scherließ, den die Schulgemeinde nach siebeneinhalb Jahren als Schulleiter mit einer großen Feier von Wetzlars Oberstufengymnasium verabschiedete. Offiziell beendete Scherließ, der inzwischen an die Hessische Lehrkräfteakademie gewechselt ist, seine Amtszeit als Schulleiter bereits Ende Januar. Damals machte jedoch die Corona-Situation einem angemessenen Abschiedsfest einen Strich durch die Rechnung, weshalb dieses nun nachgeholt wurde. |
Neben den Vertretern der Schulgemeinde – Schülerinnen und Schüler, Eltern, Kollegium und Schulleitung – waren auch zahlreiche Gäste aus Partnerschulen, Vereinen, Kultur und Wirtschaft zur Abschiedsfeier gekommen. Sie alle erlebten ein abwechslungsreiches Programm, das den Rahmen für die Abschieds- und Dankesreden bildete.
Den Auftakt machten die stellvertretende Schulleiterin Annette Kerkemeyer und Kollegiumsmitglied Volker Michel, die auch die Moderation der Feier übernahmen. Sie erinnerten an die pädagogisch-schulischen Errungenschaften der vergangenen Jahre, darunter zwei Schulprogramme oder das neu entstandene Leitbild der Schule, ebenso wie an die unter Scherließ an der Goetheschule aufgeblühte Feierkultur, etwa die inzwischen schon nahezu legendäre „Abriss-Party“ des Altbaus. Auch außerunterrichtliche Aktivitäten – Konzerte, Sporttage, Theateraufführungen – erwähnten die Moderatoren und erinnerten daran, dass Scherließ es sich nie nehmen ließ persönlich aktiv zu werden, zu schauspielern und zu musizieren. Bei all dem sei ihm scheinbar nichts zu schwer, zu zeitintensiv oder zu unmöglich gewesen.
In einer Smalltalk-Runde befragten Kerkemeyer und Michel dann Landrat Wolfgang Schuster sowie Wetzlars Oberbürgermeister Manfred Wagner nach deren Erinnerungen an Scherließ. Schuster erwähnte die einzigartige Ausstrahlung des Schulleiters, der es immer geschafft habe Leute zu motivieren. Er sei „ein guter Verkäufer der Goetheschule“ gewesen. Auch wenn er die nagelneue Schule jetzt bereits verlasse, ergänzte der Landrat augenzwinkernd, sei Scherließ mit siebeneinhalb Jahren doch immerhin länger in Wetzlar gewesen als Goethe selbst. Wagner nannte den Schulleiter einen hervorragenden Netzwerker, der die Goetheschule zu einem einzigartigen Teil der Stadt gemacht habe. In Erinnerung bleibe ihm aber vor allem, wie Scherließ mehr als einmal beim Abiball „den Saal gerockt habe“, sagte der Oberbürgermeister und wünschte ihm, dass er auch in Zukunft so begeisternd und begeisterungsfähig bleibe.
Leitender Schulamtsdirektor Jochen Reinhardt nannte Scherließ einen „leidenschaftlichen Lehrer, begnadeten Pädagogen und charismatischen Schulleiter.“ Als solcher habe er Schule aktiv gestaltet und gleichermaßen Begeisterung für verschiedenste Projekte wie für den Lernerfolg seiner Schüler gezeigt. Seine Vision von Schule kanalisiere sich im Neubau der Goetheschule, bei dem es gelungen sei Architektur und Pädagogik zusammen zu denken. Auch Wertschätzung für Kollegen und Schüler sowie ein Gespür für Öffentlichkeitswirksamkeit hätten Scherließ stets ausgezeichnet. Er habe immer auch die gesellschaftliche Aufgabe von Schule im Blick gehabt.
Schulelternbeiratsvorsitzende Christiane Gdanietz dankte Scherließ auch im Namen ihrer Vorgänger für die gute Zusammenarbeit. Ihm sei es immer ein Anliegen gewesen, Schule gemeinsam zu gestalten, die Meinung der Eltern sei immer gefragt, in zahlreichen AGs und Gremien sei man so in Entscheidungen miteingebunden gewesen. Mit einem Schmunzeln erwähnte Gdanietz auch Scherließ’ Talent für Begriffe. So seien die Goetheschüler während der Neubauphase nicht in „Containern“, sondern in „Pavillons“ unterrichtet worden, andere Schulen hätten Pausenhallen, die Goetheschule dagegen „Goethes Garten“.
Scherließ‘ Redegewandtheit betonten auch die Vertreter der Partner und Zubringerschulen der Goetheschule, Evelin Hedrich (Lahntalschule Atzbach), Andrea Marcos-Navas (Eichendorffschule Dalheim) und Martin Hinterlang (Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg). Sie nannten den ehemaligen Schulleiter einen „Gesprächsstrategen“ und guten Zuhörer, der eine besondere Fähigkeit habe, die Anliegen und Probleme des Gegenübers wahrzunehmen. Auch seine scheinbar unerschöpfliche Energie fand Erwähnung, ebenso die immer gute Laune, selbst wenn man ihn spät abends nach langen Arbeitstagen getroffen habe. Die Goetheschule habe er stets mit einer Vision geleitet, und da er auch von außen auf die Schule geblickt habe, sei aus dieser Vision mehr geworden als nur Worte.
Scherließ selbst dankte schließlich den Rednern für all ihre freundlichen Worte. Doch wie stets in den vergangenen siebeneinhalb Jahren stand bei ihm nicht zuletzt die Goetheschule im Zentrum. Allein dieser Abend zeige, was in der Schule und ihrer Schulgemeinde stecke: Kreativität, Lebensfreude, Mut zu unkonventionellen Wegen, Fleiß und nicht zuletzt die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können. Die Goetheschule nannte er ein modernes Oberstufengymnasium, in dem die Menschen und ihre Beziehungen zueinander im Mittelpunkt stehen: traditionsbewusst und zukunftsorientiert, selbstbewusst und bescheiden zugleich, regional verwurzelt und weltoffen. Scherließ erinnerte an seine ersten Begegnungen mit der Schule und sagte, er sei seit dem tatsächlich jeden Tag gerne in die Schule gefahren – am liebsten mit dem Fahrrad. Er dankte den vielen Freunden, Unterstützern und Kooperationspartnern der Goetheschule, mit denen die Zusammenarbeit stets konstruktiv, freundlich und zielführend gewesen sei. Die Schulen des Kreises sowie deren Schulleitungen lobte er für ihre ausgezeichnete Arbeit und dankte „für ein vertrauensvolles Miteinander auf Augenhöhe. Das „sensible und fragile System Schule“ könne tagtäglich nur im Miteinander gelingen – von Schülern, Eltern, Lehrkräften, Freunden und Förderern.
Seinem Schulleitungsteam dankte Scherließ mit den Worten: „Ohne dieses Team wäre ich als Schulleiter gescheitert.“ Gemeinsam habe man sich stets der Frage gestellt, wie die Goetheschule sich positiv weiterentwickeln soll und kann und dabei auch unterschiedliche Standpunkte vertreten. Aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre blicke er optimistisch in die Zukunft der Schule. Ein besonderer Dank galt seiner Frau und seinem Sohn, die für ihn das Liebste und Wichtigste im Leben seien.
Neben dem Kollegium, Eltern, Sekretärinnen und Hausverwaltern dankte Scherließ aber vor allem auch denen, die im Zentrum von Schule stehen: den Schülerinnen und Schülern. Die Goetheschule habe eine tolle Schülerschaft, die sich immer wieder für andere engagiere. Von ihr habe er selbst viel lernen dürfen. Zum Ende seiner Rede adressierte Scherließ an die versammelte Schulgemeinde zwei Wünsche, die er seit Jahren den neuen Goetheschülerinnen und -schülern bei der Aufnahmefeier mit auf den Weg gegeben habe: „Ich wünsche ihnen, dass sie hier viel lernen und viel gemeinsam lachen.“ Er selbst habe beides getan.
Seine Abschiedsrede unterbrach Scherließ für einen ganz besonderen musikalischen Beitrag: Gemeinsam mit den ehemaligen Goetheschulleitern Martin Daus und Dieter Grebe sowie der stellvertretenden Schulleiterin Annette Kerkemeyer präsentierte er den Elvis-Song „Can’t help falling in love“ – möglicherweise eine Liebeserklärung an die Goetheschule.
Den unterhaltsamen Rahmen für die Reden bildeten zahlreiche Beiträge der Musik-und Sport-Leistungskurse, der Schulband, und der Musicalgruppe. Ein emotionaler Höhepunkt war der Beitrag des gemeinsamen Schüler-Lehrer-Chors, stets eine Herzensangelegenheit des scheidenden Schulleiters, der mit einem umgedichteten Stück der „Wise Guys“ die an Scherließ gerichtet Aussage in den Raum stellte: „Das war vielleicht die beste Zeit.“ Für Lacher sorgte SV-Mitglied Moritz Kramer mit seiner scharf beobachteten Schulleiter-Parodie, bei der er Unterstützung von Marvin Degen, Anthony Eckl und Charlotte Picken erhielt.
Im Anschluss an das offizielle Programm ging das Abschiedsfest – entsprechend der Feierkultur der Goetheschule, bei bestem Wetter, kalten Getränken und Live-Musik des Wetzlarer Duos „Double Stroke“ auf dem Pausenhof weiter. Und jeder, der das wollte, bekam so noch einmal Gelegenheit sich persönlich von Dr. Carsten Scherließ, dem ehemaligen Schulleiter der Goetheschule zu verabschieden. Vielleicht ja mit den Worte, die zahlreiche der Rednern zuvor bereits benutzt hatten: „Es war uns eine Ehre!“