Ein wichtiger Themenschwerpunkt im Fach Geschichte in der Qualifikationsphase ist der Nationalsozialismus. Sowohl Grund- als auch Leistungskurse setzen sich dabei intensiv mit der menschenverachtenden Ideologie des Nationalsozialismus, dem Holocaust, und der Zeit des Zweiten Weltkriegs auseinander. |
Im Rahmen dieser Thematik hatte der Leistungskurs Geschichte von Herrn Stefan Lesser am Freitag, den 05. Juli 2024, die Möglichkeit, die Zeitzeugin Gisela Jäckel zu empfangen, die den Schülerinnen und Schülern berichtete, wie ihre jüdische Mutter und ihre Großeltern mütterlicherseits von den Nationalsozialisten deportiert wurden und schließlich in Konzentrationslagern ermordet wurden. Dadurch wurde den Schülern besonders authentisch vermittelt, dass auch in Wetzlar der Nationalsozialismus und seine Ideologie zahlreiche Opfer forderte. So konnten die Schüler auch immer wieder Bezugspunkte zwischen den Stationen des „Weges der Erinnerungen“ des Vereins ,,Wetzlar erinnert", den sie im März diesen Jahres begangen hatten, und den Erzählungen Jäckels finden. So berichtete Gisela Jäckel, dass auch für sie und ihre Schwester in der Zentrale der Nationalsozialisten, dem sogenannten „Weißen Haus“ in Wetzlar (ebenfalls auf dem Weg der Erinnerungen), bereits ein Dokument vorlag. Dieses Dokument zeigten die Amerikaner ihrem Vater, nachdem sie Wetzlar eingenommen hatten. Auch sie sollten deportiert werden - was die akribische und menschenverachtende Planung verdeutlichte.
Die Schülerinnen und Schüler sind sehr dankbar für den Besuch von Gisela Jäckel, die das vorhandene Wissen mit ihrer eigenen, persönlichen Geschichte erweiterte und so einen wichtigen Beitrag zur Erinnerung an die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus leistet.
Um ihr Wissen auch in die Öffentlichkeit zu tragen und für eine Erinnerungskultur einzutreten, machte sich der Leistungskurs Geschichte am „Goethe-hilft-Tag“ mit Rosen und speziellem Putzmaterial ausgestattet auf den Weg in die Wetzlarer Altstadt, um die dort verlegten 25 Stolpersteine zu reinigen. Dabei machten die Schüler unter anderem die Erfahrung, dass manche Menschen nicht wissen, wofür die Stolpersteine stehen und warum sie geputzt werden. Die Schülerinnen und Schüler legten neben jeden geputzten Stolperstein eine weiße Rose als Zeichen der Erinnerung. Jedoch mussten sie beobachten, dass einige Rosen von Passanten einfach mitgenommen wurden. Das löste große Betroffenheit aus.
Am Ende des "Goethe-hilft-Tages" hatten die Schülerinnen und Schülern noch die Möglichkeit mit dem Wetzlarer Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) ein Interview zum Thema Erinnerungskultur in Wetzlar führen zu können. Dabei ging es um den Umgang mit den Stolpersteinen an sich und deren Bedeutung für die Stadt, die Bewohner, Besucher sowie ihn ganz persönlich.
Dieser Tag ermöglichte eine gezielte Verknüpfung von Unterrichtsinhalten mit lokaler Geschichte. Die tiefgehende Auseinandersetzung wird in Erinnerung bleiben.