Geschichts-Leistungskurs untersucht Spuren jüdischen Lebens in Wetzlar

Eine ganz besondere Anerkennung ist jetzt Schülerinnen und Schülern der Goetheschule Wetzlar zuteil geworden. Ihr Beitrag zum bundesweiten Jugendwettbewerb „denkt@g 2022/23“, den die Konrad-Adenauer-Stiftung seit 2001 ausschreibt, belegte den fünften Platz unter mehr als 40 Beiträgen. Eine entsprechende Auszeichnung erhielten Leonie Gutzeit, Peter Menz, Linda Bartat, Sophia Clemens und Dana Obrist jetzt in der Akademie der Stiftung in Berlin. Eine weitere Gruppe der Goetheschule wurde mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet.

Ziel des Wettbewerbs ist es, junge Menschen zur Auseinandersetzung mit der Shoa und der NS-Diktatur, aber auch mit aktuellen Fragen von Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus anzuregen. Schirmherr ist der ehemalige Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, der auch bei der Preisverleihung anwesend war. Unter dem Titel „Antisemitismus – früher und heute. Spurensuche und Auseinandersetzung bis in die Gegenwart“, galt es in diesem Jahr einen eigenen Instagram-Kanal zu erstellen und zu gestalten.

Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte von Dr. Thorsten Fuchs gingen während des Unterrichts aber auch in ihrer Freizeit der Frage nach, wie die Geschichte des Nationalsozialismus und des jüdischen Lebens in Wetzlar heute in Erinnerung gehalten wird und wie präsent das Thema in der Wetzlarer Bevölkerung ist.

Leonie Gutzeit, Peter Menz, Linda Bartat, Sophia Clemens und Dana Obrist hatten es sich zum Ziel gesetzt unter Gleichaltrigen Aufklärung über Besonderheiten der jüdischen Kultur zu leisten und die Aufmerksamkeit auf die beiden jüdischen Friedhöfe in Wetzlar zu lenken. Bei verschiedenen Besuchen der Friedhöfe wurden Inschriften, zerstörerische Maßnahmen durch die Nationalsozialisten und während des Zweiten Weltkrieges und der heutige Zustand dokumentiert. Mit großem Engagement arbeiteten die Schülerinnen und Schüler im Historischen Archiv der Stadt Wetzlar, führten Interviews mit Vertretern des Vereins „Wetzlar erinnert“ und Dr. Ingrid Knell, die eine kleine Broschüre über den jüdischen Friedhof veröffentlicht hat. Dass es unter Wetzlarer Bürgern sehr viel Unwissenheit über die Orte gibt, erstaunte die Gruppe dabei ebenso wie die Tatsache, dass es nur sehr wenige öffentliche Erklärungen zu den Friedhöfen gibt.

Die zweite Gruppe, zu der Josepha Schulze-Ronhof, Paul Bauer, Liliana Hoffmann und Felix Boettcher gehörten, setze sich mit der ehemaligen Synagoge und den Stolpersteinen in Wetzlar auseinander. Die Schülerinnen und Schüler zeichneten beispielsweise in einem Videobeitrag den persönlichen Gedenkweg mit der Niederlegung von Rosen auf einzelnen Stolpersteinen nach. So gingen die Schülerinnen und Schüler dem Schicksal einzelner jüdischer Bürger der Stadt nach und zeigten, wie ihr Gedächtnis in Wetzlar wachgehalten wird. Mit ihrem Beitrag schaffte es diese Gruppe ebenfalls unter die 15 besten Beiträge des diesjährigen Wettbewerbs und erhielt hierfür einen Anerkennungspreis.

Die Jury der Konrad-Adenauer-Stiftung, zu der unter anderem Sven Felix Kellerhoff, Historiker und leitenden Redakteur für Zeit- und Kulturgeschichte der Welt, gehörte, nannte beide Instagram-Kanäle optisch und inhaltlich anspruchsvoll aufbereitet. Der fünfte Platz für den Beitrag „juedischerfriedhof“ wurde mit einer Gruppenexkursion zu einer Gedenkstätte in Hessen belohnt. Jetzt ist der gesamte Leistungskurs zu einer Führung durch das jüdische Frankfurt und ins Jüdische Museum eingeladen.

Rund um die Preisverleihung in Berlin erlebte die Schülergruppe mit ihrem Lehrer Thorsten Fuchs ein gelungenes Rahmenprogramm, welches das Gedenken an den Holocaust ins Zentrum rückte. Dazu gehörte der Besuch der Ausstellung „Sechzehn Objekte – siebzig Jahre Yad Vashem“ im Deutschen Bundestag oder die beeindruckenden Lesungen von Hermann Simon, dem ehemaligen Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, aus seinem Buch „Untergetaucht“ über das Leben seiner Mutter sowie von Katrin Himmler, der Großnichte Heinrich Himmlers, aus ihrem Band „Die Brüder Himmler“.

 

Links zu den Wettbewerbsbeiträgen:

https://www.instagram.com/juedischerfriedhof/

Antisemitismus in Wetzlar (@goethe.erinnert)

 

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