„Privatsphäre gab es früher mal!“ Mit solch harten Erkenntnissen versuchte Jan Schmirmund am Mittwochabend, 23. Juli 2014, für die Gefahren neuer Medien zu sensibilisieren. „Social Media und Smartphones – Herausforderung für Eltern und Lehrkräfte“ lautete der Titel des Vortrags in der Aula der Wetzlarer Goetheschule. Schmirmund, Berater und Trainer für Social Media, versuchte eineinhalb Stunden lang über aktuelle Entwicklungen im Umgang mit modernen Medien zu informieren und Möglichkeiten bei Problemen aufzuzeigen.

Die Realitäten, die Schmirmund aufzeigte, wirkten auf manch einen der rund 40 Zuhörer erschreckend. „Google ist mächtiger als die Volksrepublik China“ stellte er etwa fest und legte noch nach: „Facebook hat die Macht, zu bestimmen wie es uns geht.“ Hierbei bezog der Gießener sich auf ein Experiment, bei dem nachgewiesen wurde, dass sich das Erhalten von positiven oder negativen Facebook-Nachrichten auf den Gemütszustand der Empfänger auswirkt.
Schmirmund machte deutlich, wie rasant sich digitale Medien und Smartphones in kürzester Zeit verbreitet und unsere Lebenswirklichkeit verändert haben, er sprach sogar von einer „Social Media Revolution“, die sich vor etwa 10 Jahre ereignet habe. Seinen Zuhörern – vor allem Lehrer der Goetheschule sowie einige Eltern – versuchte er die Faszination von Smartphones und sozialen Netzwerken für Schüler klar zu machen: Aufmerksamkeit, Bestätigung, Zugehörigkeit. „Wer nicht mitmacht wird faktisch ausgegrenzt“, stellte der Experte fest. 82 Prozent aller Über-16-Jährigen seien heute Whats App Nutzer, Geburtstagseinladungen etwa liefen nur noch über diesen Dienst. Es bestehe keine Grenze zwischen Online- und Offline-Welt mehr.
Aus den vielen Gefahren, die das mit sich bringe, hatte Schmirmund vier Beispiele ausgewählt: Jugendgefährdende Inhalte, Verlust der Privatsphäre, Cybermobbing und Sexting seien nur einige der Probleme. Schmirmund sprach von rechtsradikalen und gewaltverherrlichenden Inhalten und wie diese zu „sozialethischer Desorientierung“ von Jugendlichen führen können, zeigte Formen von Cybermobbing auf und konfrontierte die Gäste einmal mehr mit harten Aussagen. „Wir können heute nicht mehr bestimmen, wer welche Information über uns hat“, fasste er etwa das Problem des Privatsphärenverlustes zusammen und sagte angesichts der Problematik von Cybermobbing: „Ich bin froh, dass ich heute kein Jugendlicher mehr bin.“
Und noch eine Erkenntnis hatte der Medienexperte für die Zuhörer: Einfache Patentlösungen gibt es nicht. Aufgabe von Elternhaus und Schule sei es vor allem, für die Problematiken zu sensibilisieren und eine Atmosphäre zu schaffen, in der Jugendliche über eventuelle Probleme reden können. Auch Webseiten mit Hilfsangeboten stellte Schmirmund vor, darunter etwa juuuport.de oder die Gruppe medienkompetenz.in.SN auf Facebook.
Schmirmund machte aber auch klar, dass moderne Medien und soziale Netzwerke Chancen bieten. Hilfe bei der beruflichen Orientierung oder Jobsuche, neue Lehr- und Lernmethoden oder einfach die Möglichkeit, mit Menschen weltweit in Kontakt zu bleiben, waren nur einige der Beispiele. Schmirmund informierte etwa über Ausbildungsseiten großer Unternehmen bei Facebook und die Möglichkeit Ausbildungs- und praktikumsplätze zu finden oder sich dem Arbeitgeber zu präsentieren. Längst hätten moderne Medien auch die Wirtschaft verändert. So lautete Schmirmunds Fazit schließlich: Wir leben in einer Welt, in der vieles komisch läuft. Wir können nichts dagegen tun, wir können  nur lernen, damit umzugehen.“

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Bildunterschrift:
Faszination Smartphone: Medienexperte Jan Schmirmund informierte über Entwicklungen, Gefahren und Chancen von Social Media.