„Sie werden am Ende meines Vortrages sagen: Verbrechen lohnt sich nicht! Wenn wir Sie jetzt nicht kriegen, kriegen wir Sie in 5 bis 10 Jahren.“ Diese Aussage machte Dr. Harald Schneider Dienstagabend, 27. Januar 2015, in der Aula der Wetzlarer Goetheschule. Hierher war der Leiter der Abteilung „DNA-Analytik“ beim Landeskriminalamt (LKA) in Wiesbaden gekommen, um interessierte Schüler, Eltern und Lehrer mit auf Spurensuche zu nehmen. „Dem Täter auf der Spur – der genetische Fingerabdruck in der Praxis“ – so lautete der Titel seines gleichermaßen spannenden wir informativen Vortrags.

Der Molekularbiologe studierte in Marburg und arbeitet seit 1991 für das LKA. Damals half er, die Abteilung zur Untersuchung des genetischen Fingerabdrucks mitaufzubauen. Aus anfangs drei Mitarbeitern sind inzwischen 64 geworden – für Schneider ein klares Zeichen für die Bedeutung der DNA-Analytik. Er selbst nannte den genetischen Fingerabdruck „den wohl wichtigsten Sachbeweis in Straf- und Zivilverfahren“.

Nicht immer gehe es dabei um die Überführung von Tätern, erklärte Schneider seinen Zuhörern. Mindestens ebenso wichtig sei die Entlastung von Tatverdächtigen. Außerdem komme der genetische Fingerabdruck auch in der klinischen Diagnostik oder bei Vaterschaftsfeststellung zum Einsatz.

Auf wissenschaftlich fundierte und ebenso unterhaltsame Weise informierte der Molekularbiologe nicht nur über das Berufsfeld des Kriminalbiologen, sondern lieferte auch gleich den Crashkurs zur Funktion der DNA-Analyse mit. So erfuhren die Besucher, was es mit kodierenden und nicht-kodierenden Bereichen der DNA auf sich hat oder worum es sich bei „Short Tandem Repeats“ handelt. Immer wieder ermutigte er sein Publikum dazu, Fragen zu stellen – wovon mancher auch Gebrauch machte. Den Goetheschüler kam dabei ihr bereits im Biologieunterricht erworbenes Wissen zugute. Schließlich ist der genetische Fingerabdruck auch Inhalt des Zentralabiturs, im Unterricht an der Goetheschule setzen sich die Schüler ebenfalls mit einem Experiment zur Überführung eines Täters auseinander. Auch über neue Methoden halten die Biologielehrer des Oberstufengymnasiums ihre Schüler in Zusammenarbeit mit der Universität Gießen auf dem Laufenden.

Schneider stellte stets Bezüge zur Praxis her und erzählte von Fällen die ihn selbst und seine Kollegen im Laufe seiner Dienstzeit beschäftigt haben. So erfuhren die Zuhörer in der Aula der Goetheschule vom „Brummi-Mörder“, von den „KaDeWe-Zwillingen“ oder vom „LKW-Sniper“. Und immer wieder verblüffte der Kriminal-Biologe mit Erklärungen zu Spuren, anhand derer Täter mitunter überführt wurden – darunter ein Fall, bei dem sich eine Hautschuppe mit komplettem DNA-Profil auf einem abgefeuerten Projektil befand, das in einem Auto stecken geblieben war.

Wenn sich mancher der Besucher an Fernsehserien wie „CSI“ erinnert fühlte, dann lag er offenbar gar nicht so falsch. Denn, so stellte Schneider fest: Tatsächlich scheine es, als würden Täter aufgrund solcher Serien dazu lernen was das Vermeiden von Spuren am Tatort angeht. So finde man kaum noch Blut- oder Speichelspuren. Allerdings könne selbst in solchen Fällen kein Täter Hautabrieb vermeiden und lasse somit stets Hautschuppen zurück. Zudem würden die Methoden der DNA-Analytiker immer besser, so dass es in der Regel nur eine Frage der Zeit sei, bis ein Täter überführt werde.

BU:
Molekularbiologe Dr. Harald Schneider berichtete an der Goetheschule von spektakulären Kriminalfällen und der Arbeit des DNA-Analytikers.

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